Situation der Apotheke vor Ort

23 Apotheken je 100.000 Einwohner in D

TV-Beitrag zur Situation der Apotheke vor Ort. [icon name=“external-link“ class=““ unprefixed_class=““]

Hätten Sie es gewusst?
Aber warum wirkt es oft so, als ob das zu viele Apotheken sind?

„Alle 50m eine Apotheke.“, „In unserer Stadt gibt es doch viel zu viele Apotheken.“ oder auch „Das bezahlen wir alles mit.“. Solche oder ähnliche Aussagen zu Apotheken haben sicher auch Sie schon gehört. Doch was ist wirklich dran an diesen Aussagen bzw. warum ist das so?

Zunächst erwirtschaften Apotheken im Durchschnitt ca. 80% ihres Umsatzes (nicht Gewinn, sondern Summe der Verkaufspreise) mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Bei den anderen 20% des Umsatzes handelt es sich um apothekenübliche Waren die nicht verschreibungspflichtig sind, also ohne Rezept erworben werden können.
Alleine aus diesen Fakten erklärt sich, dass Apotheken in der Regel dort eröffnet werden, wo sich auch Ärzte niederlassen und/oder die Laufwege vieler potenzieller Kunden liegen. Warum? Weil die Leute bequem sind und in der Regel den kürzesten Weg vom Arzt oder Einkauf zur nächsten Apotheke nehmen.

Das erklärt auch, warum auf dem Land Apotheken schließen müssen, wenn die Hausarztpraxis vor Ort ihre Pforten schließt. Da hilft es auch nicht, wenn die Einwohnerzahl im Ort gleichgeblieben ist, da die „80% Umsatz“ essenziell für das Überleben einer Apotheke sind, um ihre Kosten decken zu können.

Wussten Sie, dass alleine die Personalkosten einer Apotheke im Durchschnitt bis zu 40% des Rohertrages (Umsatz abzgl. Wareneinsatz) ausmachen?

Warum ist das so? Na weil die Apotheke nicht nur einfach Waren verkauft, sondern Waren der besonderen Art (Arzneimittel) durch Beratung an Patienten abgibt oder auch vom Kauf abrät. Letzteres wird nötig, wenn das Arzneimittel nicht für den Patienten geeignet ist.

Daran sieht man, dass gegenüber dem klassischen Einzelhandel erstens mehr Zeit für den Verkauf nötig ist, also auch mehr Personal und zweitens qualifizierteres Personal (Apotheker, Pharm. Ingenieure, PTA) benötigt wird, um das benötigte Fachwissen in der Beratung anbieten zu können.

Was bezahlen Sie mit? Da die Zuzahlung direkt an Ihre Krankenkasse weitergereicht wird und demzufolge eine Gebühr Ihrer Krankenkasse darstellt, bezahlen Sie bei Rezepten was das angeht erst mal nichts für die Apotheken. Aber Ihre Krankenkasse bezahlt uns dank Ihrer Krankenkassenbeiträge ein Honorar je Medikament, welches auf Kassenrezept verordnet wurde. Dieses Honorar wurde vor vielen Jahren festgelegt und ist seitdem kaum gestiegen, unsere Kosten und der bürokratische Aufwand sind jedoch immens gestiegen.

Von den gesamten Ausgaben aller Krankenkassen in 2018, haben die Krankenkassen für das Honorar der Apotheken gerademal 2,2% ausgegeben. Dieses verteilt sich auf noch über 19.000 Apotheken in ganz Deutschland.

Dabei muss man bedenken, dass aktuell ca. 60% aller deutschen Apotheken unter dem Durchschnittsumsatz aller deutschen Apotheken liegen. Ein großer Teil dieser Apotheken wird nur noch auf Grund eines erheblichen Einsatzes des/r Inhabers/in betrieben, da es sich um seine/ihre persönliche Existenzgrundlage handelt.
Man sieht also, viele der weit verbreiteten Aussagen stimmen so nicht.

Dennoch sind Apotheken vor Ort für die alternde Gesellschaft ein unersetzbarer Bestandteil eines jeden Stadt-/Gemeindebildes. Sie bieten barrierefreien Zugang für Jeden zu gesundheitlicher Fachberatung und Arzneimitteln zu angemessenen Preisen.

Warum fördern also bestimmte Bundes-Parteien ( SPD, FDP, Grüne und CDU ) ausländische Versandapotheken? Warum riskieren diese Parteien die wohnortnahe Arzneimittelversorgung durch Apotheken vor Ort auf dem Land oder in schwächer besiedelten Stadtteilen?

Ein sehr junger SPD Bundestagsabgeordneter aus Erfurt sagte mal, um wieder Wachstum zu generieren. Das bringt es eigentlich auf den Punkt. Arzneimittel sollen weg von Waren der besonderen Art zu ganz gewöhnlichen Waren. Wir Apotheker sollen nicht mehr abraten, wir sollen mehr verkaufen. Der Patient soll nicht mehr durch Beratung zu einem geeigneten Produkt geführt werden, er soll durch Werbung animiert werden mehr als benötigt zu kaufen. Ebenso wie es im gewöhnlichen Einzelhandel läuft. Als Konter könnte jetzt kommen, ja aber das kann man doch durch Gesetze regeln. Sorry, ein Konzern hält sich nicht an Ethik, er reizt die Gesetze bis zum letzten aus, damit die Monetik stimmt. Als Beispiel möchte ich hier Amazon, Google oder Facebook nennen.

All dies hört sich wie aus einem schlechten Film an, ist aber leider Realität und passiert jetzt gerade. Unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wird mit seiner Politik –beeinflusst durch die Lobby ausländischer Konzerne- die flächendeckende Versorgung mit Apotheken vor Ort zerstören. Damit schenkt er Ihnen nichts, sondern nimmt Ihnen einen wesentlichen Baustein für Ihre Daseinsvorsorge weg. Leider erkennen dies bisher nur einige Kommunalpolitiker bzw. kleinere Bundes-Parteien.

Mein Hauptanliegen ist jedoch, dass Sie die Apotheken vor Ort wieder mit anderen Augen sehen und stolz sein können, wenn es noch eine in Ihrer Stadt oder Gemeinde gibt. Bleiben Sie ihr treu, auch wenn Ihnen Werbung suggeriert, dass Sie etwas anderes bräuchten.

Wir Apothekeninhaber/innen sind stolz persönlich für Sie im Dienste Ihrer Gesundheit tätig zu sein.
Ihr Apotheker Dieter Dazert